Pickup4Ukraine – Unterstützung für Kriegsopfer der Ukraine e.V. Neuigkeiten Gelebte Solidarität – Menschen bei Pickup4Ukraine

Gelebte Solidarität – Menschen bei Pickup4Ukraine

Pickup4Ukraine lebt von der Hilfsbereitschaft vieler Leute. Wir sind immer wieder überrascht, wie viele Menschen so großzügig von ihrer Zeit, ihrem Geld und von ihrer Arbeit geben, um die Ukraine zu unterstützen. In unseren Berichten haben wir immer wieder von ihnen erzählt. In diesem Beitrag wollen wir zeigen, wie unterschiedlich und wie wertvoll Freunde unsere gemeinsame Sache mittragen. Hier sind nur einige Aspekte:

Ohne Geld geht nichts. Taugliche Gebrauchtwagen sind teuer. Viele KollegInnen, FreundInnen, Familienmitglieder und engagierte Unterstützer der Ukraine spenden Hunderte oder Tausende Euro, um den Einkauf zu finanzieren, oft mehrfach. Auch viele Menschen, die uns nicht persönlich kennen, leisten einen Beitrag, und auch Menschen, die nicht wohlhabend sind. Inzwischen haben wir ein Netzwerk von mehreren hundert Unterstützern. Auch größere Organisationen packen mit uns gemeinsam an: Für unseren zwölften Transport finanzierte die Deutsch-Ukrainische Gesellschaft den Kauf eines VW-Buses wesentlich mit, der zum Evakuierungsfahrzeug für Verwundete umgebaut wird.

Pickup4Ukraine liefert nicht nur Fahrzeuge. Wir erhalten immer wieder fantastische Unterstützung durch Ärzte, Kliniken und Krankenhäuser, die mit Sachspenden das Krankenhausnetzwerk unserer Partnerorganisation “Lawyers’ Move” in Kyiv versorgen. Ärztinnen, ZahnärztInnen, Apotheker, Angestellte von Sanitätshäusern, eine kieferorthopädische Praxis in Stuttgart, das Uniklinikum Freiburg und eine Dialysepraxis in Karlsruhe spenden und organisieren ihre KollegInnen in Deutschland, um die KollegInnen in den Regionen Kharkiv, Mykolaiv, Odesa und Dnipro zu unterstützen. Instrumente, Gerät, Verbrauchsmaterial werden gesammelt, sortiert und für den Transport bereitgestellt. Das Fachwissen und die investierte Zeit ermöglichen erst diesen Schwerpunkt unserer Arbeit.

Wir sind keine Kfz-Mechaniker, und als wir Pickup4Ukraine gründeten, verstanden wir nahezu Null von alten Dieselfahrzeugen. Daher sind wir zutiefst dankbar, dass Menschen wie Yuriy Bublyk und Dave Stocker mit uns Gebrauchtautos vor (und nach) dem Kauf anschauen, um eine informierte Entscheidung über den Kauf und ggf. notwendige Reparaturen zu treffen. Der Kauf alter Autos ist eine Risikoabwägung, und die Einschätzung unserer sachkundigen Freunde ist eine wesentliche Stütze.

Ganz am Anfang von Pickup4Ukraine brachten wir Fahrzeuge einzeln ins Land, und Annette und Michael konnten sie allein fahren. Dann waren es bei folgenden Transporten zwei, drei, vier, fünf und sieben Autos. Sie fahren sich nicht selbst. Viele Freunde fahren aus Überzeugung mit, ob zur ukrainischen Grenze oder ins Land hinein. Das ist nicht nur mit langen Stunden am Steuer verbunden. Alle Fahrer beteiligen sich an den Kraftstoffkosten, bezahlen Unterkunft, Verpflegung und die Heimreise aus eigener Tasche, damit Pickup4Ukraine dem Prinzip treu bleibt, dass 100% der Spenden für Hilfsgüter ausgegeben werden. Wir möchten am Beispiel unseres letzten Transports einige von ihnen vorstellen.

Daniela Lange und Dave Stocker, langjährige SAP-KollegInnen, sind mehrfach mitgefahren, oft zu zweit zur Grenze und eine(r) dann weiter in die Ukraine. Daniela und Dave unterstützen in der gesamten Kette von Werbung über Akquisition, Verladung, Transport und Übergabe.

Georg D., Kollege und Freund seit Michaels erstem Tag bei SAP, Gründungsmitglied des Vereins, Botschafter und Überzeugungstäter, ist mehrfach mit uns zur Grenze gefahren, auch diesmal. Er gewann diesmal auch Peter Zimmerer, ebenfalls SAP-Veteran und Freund der ukrainischen Sache, als Mitfahrer.

Frank K., SAP-Kollege, hatte uns vor Monaten kontaktiert und seine Hilfe angeboten, bei Krankenhäusern und Kliniken um Materialspenden zu bitten — mit Erfolg. Er fuhr dieses Mal mit Michael bis zur Grenze und will für den nächsten Transport weitere Fahrer rekrutieren.

Olena Kuzhel, SAP-Kollegin und in ihrer Freizeit für United24 tätig, unterstützt Pickup4Ukraine bei Veranstaltungen und in sozialen Medien. Sie fuhr beim 11. Transport erstmalig nach Kyiv mit und erleichterte uns die Zollabfertigung auf ukrainischer Seite enorm. Als wir für den zwölften Transport eine weitere Fahrerin nach Kyiv suchten, ließ sie andere Pläne fallen, um teilzunehmen. Es geht Olena um die Zukunft ihres Landes, und sie packt an.

Wir konnten schließlich für diesen 12. Transport Herrn Gert Weisskirchen als Fahrer gewinnen. Gert war von 1976 bis 2009 Mitglied des deutschen Bundestages und von 1999 bis 2009 Sprecher der SPD-Fraktionsarbeitsgruppe Außenpolitik sowie Vorsitzender der Deutsch-Ukrainischen Parlamentariergruppe. Gert hatten wir zunächst bei der diesjährigen Kundgebung in Heidelberg am 24. Februar erlebt, als er auf der Bühne vor dem Rathaus in Heidelberg eine mitreißende Rede zum Jahrestag der russischen Vollinvasion hielt. Wir begegneten Gert dann wieder in seiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied des Kulturforums Südliche Bergstraße e.V. auf unserem Benefizkonzert im Sommer in Wiesloch. Gert sprach spontan nach dem Konzert zum Publikum und würdigte den Einsatz der Ukrainer für ihre und unsere Freiheit. Aus langer Erfahrung und aus tiefer Überzeugung bot er sich als Fahrer für diesen Transport an. Er organisierte in Kyiv Treffen mit einem Vertreter der deutschen Botschaft und weiteren Personen, die er aus seinen früheren dienstlichen Besuchen in der Ukraine kannte.

Unsere ukrainischen KollegInnen und Freundinnen helfen uns mit Logistik. Elena Busha bucht Züge und organisierte in Vergangenheit Pannenhilfe. Anna Mikulytska, Managing Director von SAP Ukraine, kaufte für Pickup4Ukraine insbesondere Materialien für Frontsanitäter ein, vereinbarte Treffen mit Partnern, spendete großzügig und organisiert Termine mit unseren KollegInnen bei SAP Ukraine als Möglichkeit der Begegnung und des Austausches. Wir haben es nicht mit anonymen Leuten zu tun, sondern mit Menschen, an deren Seite wir arbeiten. 

Oft haben wir über den Glücksfall der Zusammenarbeit mit “Lawyers’ Move” (früher “Dead Lawyers’ Society) berichtet. Nadia, Mariia und Ruslan, Direktoren der Organisation, ermöglichen den zollfreien Import unserer Hilfsgüter, sammeln die Nachfrage von ukrainischen Krankenhäusern und validieren unser Angebot, leiten die Materialien weiter und führen den Umbau von unseren Fahrzeugen in Rettungsfahrzeuge durch. Bessere Partner kann man sich nicht wünschen.

Dann gibt es die Menschen, die unsere Hilfsgüter bekommen, SoldatInnen und ÄrztInnen, denen die furchtbare Arbeit des Kämpfens und der Behandlung von verwundeten und verletzten Soldaten und Zivilisten zufällt. Ihre Tätigkeit direkt zu unterstützen, ist der Sinn von Pickup4Ukraine. Beim zwölften Transport lernten wir wieder außerordentliche Leute kennen. Hier ist ein Beispiel.

Wir hatten im August vereinbart, einer Einheit der Territorialverteidigung einen Pickup zu bringen. Unser Kontakt war ein junger Mann, Ihor, der durch Empfehlung unserer Freunde auf uns zukam. Ihor sollte auch in Kyiv den versprochenen Pickup holen, aber zum vereinbarten Termin konnte er nicht kommen—er war im Einsatz. Dafür konnten wir einen anderen jungen Mann, Deckname “Bach”, den Kompanieführer, kennenlernen. “Bach” erzählte über seine Herkunft als Mitglied einer ethnischen Minderheit in der Ukraine, vor dem Krieg als Bauunternehmer tätig, Vater von fünf Kindern, der trotz Befreiung von der Wehrpflicht freiwillig zur Armee ging. Sein Traum: nach dem Krieg einen Bauernhof zu führen, mit viel Platz für seine Kinder und mit vielen Tieren.

Eine weitere Übergabe dieses Mal hatten wir mit “Darwin”, aus der Stadt Kakhovka.”Darwin” haben wir über unseren ukrainischen Freund in Walldorf, Roman, vermittelt bekommen. Er war vor großen Invasion 2022 Arbeiter in Prag und kehrte in die Ukraine zurück, um in den Streitkräften zu dienen. Er ist nun bei den Grenztruppen in der Luftabwehr.

Hier haben wir es nicht mit Berufssoldaten zu tun, sondern mit ehemaligen Zivilisten, denen ihr Wunsch nach einem Leben in Frieden und Freiheit es wert ist, das eigene Leben zu riskieren.  Wir empfinden tiefsten Respekt für diese Frauen und Männer.

Erfreulicherweise merken wir in Deutschland und in den USA, wo Pickup4Ukraine die meisten Freunde hat, dass viele Menschen bereit sind zu unterstützen, und immer neue dazukommen. In unserer Arbeit spüren wir, wie Menschen als Gemeinschaft zusammenkommen, um diese Lieferungen möglich zu machen; Menschen, die verbinden, spenden, suchen, packen, fahren. Wir sind von der Herkunft und Beruf sehr verschieden: SoftwareentwicklerInnen, PolitikerInnen, BeraterInnen, JuristInnen, Krankenschwester, ÄrztInnen; aus Deutschland, den USA, aus Polen und aus der Ukraine, im Alter von 28 bis 80. Wir handeln jedoch aus der gemeinsamen Überzeugung, dass die Ukraine auch unsere Werte verteidigt, und dass wir als Privatpersonen den UkrainerInnen persönlich beistehen wollen.

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