Am 30. Januar 2025 kam der Spiegel Bestseller-Autor Stephan Orth auf Einladung von Pickup4Ukraine und mit freundlicher Unterstützung des Kulturforums südliche Bergstraße e.V. ins Wieslocher Kulturhaus. Er stellte im gut besuchten Konzertsaal sein neues Buch “Couchsurfing in der Ukraine. Meine Reise durch ein Land im Krieg” vor. Mit dieser Benefizlesung wurden zugleich Spenden gesammelt für die Zwecke des Vereins “Pickup4Ukraine – Unterstützung für Kriegsopfer der Ukraine e.V.”.
Sonnenblumen und Sirenen. Der Multimediavortrag von Stephan Orth begann mit einem Foto eines Sonnenblumenfelds vor dem blauem Sommerhimmel – die Ähnlichkeit mit der ukrainischen Fahne war durchaus bezweckt. Nach einem kurzen Moment setzte eine Aufzeichnung des Sirenengeheuls für den Luftalarm ein, der in ukrainischen Städten seit fast drei Jahren zum Alltag gehört, der die Arbeit der Menschen unterbricht und sie – oft in den frühen Morgenstunden – aus dem Schlaf reißt. Gerade für diejenigen Zuschauer, die selbst in den letzten drei Jahren in der Ukraine gewesen sind, war dies ein Schreckmoment.
Kleiner persönlicher Einschub: Auch wenn man eigentlich weiß, man ist gerade in Wiesloch, quasi “daheim” und in Sicherheit, stellen sich die Haare hoch. Zu oft ist man selbst nachts von diesem Lärm geweckt worden, dann schaltet sich sofort das Hirn an und man schaut aufs Handy. Alarm der Air Alert App ausschalten und auf Telegram Kanälen schauen, “was fliegt”. Wenn es “nur” eine MiG oder Drohnen sind, schnappt man sich Handy, Pass, Geldbeutel und Powerbank und geht in den Flur, hinter zwei Wände ohne Fenster und wartet. Wenn es Raketen oder Marschflugkörper sind, zieht man sich komplett an, Jacke, Mütze, Schuhe, und läuft mit Schlafsack und Isomatte in die nächste Unterführung. Das ist das Programm, das im Kopf abläuft, wenn man die Sirenen hört.
Wie ist es im Land? Zurück zum Vortrag: Stephan Orth beschreibt mit “Couchsurfing” Aufenthalte in der Ukraine, bei denen er – ausgehend von Kyiv – sternförmige Reisen in unterschiedliche Städte unternommen hat und dort jeweils in den Wohnungen von Privatleuten für zwei bis drei Tage übernachtete. Auf diese Weise erhielt er einen Einblick in ihr Leben und die jeweilige Region. Er besuchte Städte wie Odesa oder Kharkiv, aber auch Zaporizhzhia und ein Städtchen in den Karpathen.
Er berichtete von der U-Bahn Station in Kharkiv, in der ganze Familien während der ersten Monate des Kriegs Schutz unter der Erde suchten. Um die Kinder zu beschäftigen, leitete ein Künstler sie an, die dicken Säulen auf dem Bahnsteig mit ihren “Helden” zu bemalen. So entstanden Gemälde von Soldaten, aber auch von Krankenschwestern, mit großen Köpfen und Augen. Er wanderte mit lokalen Guides durch die Karpathen und besuchte später die Eltern einer Reiseführerin in Zaporizhzhia, wo russische Angriffe zur Tagesordnung gehören. Unterwegs beteiligte er sich an einer Hilfslieferung in umliegende Dörfer.
Und was sagen Russen dazu? In seinem Vortrag, der von Bildern und ukrainischer Musik begleitet wurde, berichtete er nicht nur von seinen Erlebnissen im Land und von seinen persönlichen Begegnungen mit den Menschen dort, sondern lieferte auch den Kontext des russischen Angriffs: Warum ist dieses Land im Ausnahmezustand, und wie steht die russische Bevölkerung dazu? Ausschnitte aus der kaum erträglichen Propaganda des russischen Staatsfernsehens, in denen offen zum Mord an der ukrainischen Bevölkerung (auch Kinder) aufgerufen wird, wenn sie sich nicht “überzeugen lassen” – wiederum ergänzt durch die Schilderung seiner eigenen Eindrücke aus Russland (während seiner Couchsurfing-Reise dort im Jahr 2017) und aus Gesprächen, die er mit seinen russischen Gastgebern in der Zeit direkt nach Beginn des Anriffskrieges führte – rundeten den Vortrag ab.
Insgesamt war es ein gelungener und sehr beeindruckender Abend, der Fragen beantwortete, wie die Menschen in der Ukraine durchhalten, wie sie ihren Mut bewahren, und was das alles mit uns zu tun hat.
Danksagung! Pickup4Ukraine dankt an dieser Stelle allen voran Stephan Orth für die Bereitschaft, mit dieser Veranstaltung unsere Arbeit zu unterstützen! Außerdem geht der Dank an das Kulturforum südliche Bergstraße e.V. und insbesondere an Heinz, der die Organisation des Abends übernommen hat. Ebenso danken wir Simone und Ines für die Verpflegung und die freundliche Bewirtung am Abend! Den Besuchern der Lesung danken wir für die großzügigen Spenden – sie helfen bei der Beschaffung der Fahrzeuge, die wir bei unserem 15. Transport überbringen möchten (die Warteliste ist bereits gut gefüllt). Dem Fotografen, Herrn Helmut Pfeifer, danken wir herzlich für die freundliche Bereitstellung seiner Fotos von der Veranstaltung! Und last but not least gilt unser großer Dank unserem Netzwerker Malte Rosenberger, der Pickup4Ukraine in Kontakt brachte mit Stephan Orth!
Leseempfehlung: Wer noch nach einem Geschenk für seine Lieben sucht, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt!
