Die achte Fahrt war unsere bisher aufwändigste, nicht nur, weil wir drei Fahrzeuge mitnahmen, sondern vor allem wegen der unfassbar großen Menge an medizinischen Sachspenden.
Vorbereitung
Fahrzeuge: Dank großzügiger Spenden im Dezember konnten wir bereits zum Jahreswechsel wieder geeignete Fahrzeuge besichtigen und kaufen. Insbesondere der Beitrag von Iryna Zemlyana, einer ukrainischen Aktivistin, half maßgeblich beim Erwerb. Sie konnte durch Fundraising in der Ukraine über 6.000 EUR einwerben. Letztlich hatten wir für die achte Fahrt einen Mitsubishi Pajero, der vom Händler nochmal gründlich durchgecheckt wurde, einen Mitsubishi L200 Pickup, der in Speyer nochmal einen neuen TÜV erhielt, und schließlich einen VW T5 Transporter – genau nach den Wünschen der jeweiligen Empfänger.
Sachspenden: Bei unserem Vortrag in der BIA in St.Leon-Rot erhielten wir spontan eine gut erhaltene Drohne mit viel Zubehör gespendet. Danach bekamen wir direkt vor Weihnachten aus Hamburg zwei große Kartons voll mit taktischer Medizin, d.h. Rettungssanitäter Materialien für den Einsatz direkt an der Front. Die Tochter von Annette, die in Hamburg studiert, transportierte sie auf ihrer Heimfahrt mit Freundinnen im Zug. Ein drittes Paket erreichte uns per Post kurz vor der Abfahrt. DANKE an Oleks für’s Sammeln, DANKE an alle, die Material gespendet haben und natürlich DANKE an die Mädels für den Transport😊. Zwei ältere Laptops konnten wir ebenfalls mitnehmen – sie werden (wie alles an IT-Infrastruktur) dringend gebraucht.
Ruslan von der Dead Lawyers Society vermittelte außerdem einen Kontakt nach Augsburg, wo Sanitäter-Ausrüstung, eine feste und eine faltbare Rettungstrage sowie 38 Feldbetten als Spende auf uns warteten. Annette nutzte die Gelegenheit, ihren in Augsburg studierenden Sohn zu besuchen und das gesamte Material in den Familien-Alhambra zu packen und nach St.Leon zum Zwischenlager in der Ehrnsperger-Garage zu fahren. Dort stand es eine Weile zusammen mit der übrig gebliebenen halben Paletten-Ladung Gummihandschuhe aus Freiburg (wir berichteten).
Eine weitere großzügige Spende erhielten wir von einer Zuhörerin beim Benefiz-Konzert in Wiesloch im Herbst 2023. Sie meldete sich einige Wochen später und berichtete, eine internistische Praxis würde aufgelöst und das Inventar könnte gespendet werden. So fuhren wir zusammen mit Roman und weiteren ukrainischen Freunden eine Woche vor dem geplanten Transport an einem Samstagmorgen in die Nähe von Karlsruhe und bauten mit vereinten Kräften Patientenliegen, Computer, Netzwerk-Einrichtung, Bildschirme, Drucker, einen an der Wand hängenden Sterilisator ab und luden alles zusammen mit einem EKG und einem Ultraschall-Gerät in den VW Transporter. Anschließend fuhren wir nach St.Leon und luden noch die bei den Ehrnspergers lagernden Kartons ein und landeten schließlich in Walldorf im Begegnungshaus. Dort wurde nicht nur das gesammelte Chirurgie-Material, das Kati und Prof. Dr. Rainer Siebold gesammelt hatten, eingeladen und auf die Autos verteilt wurde, sondern auch dutzende Kartons voll mit “Trench Candles”, Kerzen aus Konservendosen, Wellpappe und eingeschmolzenen Kerzenresten. Sie dienen den Soldaten in den Schützengräben als Licht- und Wärmequelle in dieser dunklen Jahreszeit. Das Begegnungshaus stellt der Gemeinde der ukrainischen Geflüchteten zum Herstellen der Kerzen die dortige Küche zur Verfügung. Die Dosen kommen vor allem vom Tierheim in Walldorf und die Wachsreste wurden von unzähligen Freunden und Kollegen beigesteuert, die alle ihre Adventskränze abgebaut oder “Vorräte im Keller entdeckt” hatten.
Der VW-Bus war anschließend überladen. Es brauchte noch etwas “Tetris” zwischen VW Bus und L200, bis das zulässige Gesamtgewicht des VW Buses wieder erreicht war. Danke an den AVR, dass wir die Waage in Wiesloch benutzen durften.
Prof. Dr. Rainer Siebold erhielt in den letzten Tagen vor unserer Abreise noch eine Ladung Material, insbesondere auch Krücken und Gehhilfen aus einer Klinik in Heidelberg, die wir mit etwas Mühe schließlich auch noch unterbrachten.
Ende Januar kam Betsy Porter aus Oregon angereist. Sie ist eine Schulfreundin von Michael aus alten Tagen in Houston. Mit in ihrem Gepäck hatte sie TacMed im Wert von 2.500 EUR: Junctional Tourniquets und sogenannte X-Stats. Sie sind lebensrettend, weil sie zum Abbinden und Stillen von massiven Blutungen eingesetzt werden können, die anderweitig tödlich wären. Sie werden in den USA hergestellt und sind in Europa nur schwierig zu erhalten. Wir danken an dieser Stelle nochmal den Unterstützern, die speziell für notfallmedizinische Güter gespendet haben!
Auf Wunsch von Serhiy beschafften wir schließlich noch Ersatzreifen für den Pajero, die auch schlechten Straßenverhältnissen und kalter Witterung trotzen.
Mit dieser Fülle an Material waren wir gut gerüstet für unseren achten Transport.
Unser Kollege Dave bot sich an, die Fahrzeuge nochmal vor der Abfahrt zu prüfen. Wir hatten insbesondere wegen der “ruckelnden Bremsen” im Pajero Sorge. Wir konnten leider keine elektronische Fehlermeldung auslesen, aber nach einer Teststrecke beruhigten wir uns gegenseitig, dass das Fahrzeug letztlich mit dem noch gültigen TÜV und dem beschriebenen Werkstatt-Check fahrbereit war.
Wochenende: Erste Etappe an die polnisch-ukrainische Grenze
Am Sonntagmorgen, dem 04. Februar, ging die Fahrt – wie gewohnt zu früher Stunde – für Michael Sylvester und Betsy Porter im Pajero und Malte Rosenberger und Annette Ehrnsperger im VW Transporter los. Das dritte Fahrzeug (der Pickup) war bereits ab Samstag mit Michael Roth unterwegs, der die erste Etappe lieber in zwei Abschnitten fährt. Das Wetter war frostfrei, die Straßen leer, und so waren wir zur frühen Mittagszeit bereits an der deutsch-polnischen Grenze. An unserer bewährten Raststätte erblickten wir zumindest einen britischen Pickup, und die Fahrzeuge und wir freuten uns über eine kurze Rast mit Verpflegung. Die polnische Autobahn war frei von Schnee und Eis, der Verkehr inzwischen etwas dichter, und ein erstes Ruckeln im VW tauchte auf, als der Fahrbahnbelag von Asphalt zu Betonplatten wechselte. Seltsamerweise blieb das Ruckeln dann aber – vor allem bei kräftiger Beschleunigung. Wir fuhren von der Autobahn ab, um das Problem näher zu untersuchen, und danach sprang der Motor nur noch mit einiger Überredung wieder an. Mehrere Ursachen kamen in Frage, wir hofften auf verstopfte Filter, und Michael Roth meinte abends am Treffpunkt in Radymno, verschmutzter Diesel Treibstoff könnte dazu beigetragen haben. Wir durchliefen den Prozess für die Zollpapiere und hatten ein “borderline” Abendessen im Dwór Kresowy Hotel, wir auf den bisherigen Fahrten.
Montag: Über die Grenze und nach Lviv
Am nächsten Morgen betankten wir den VW mit dem teureren Diesel, und das Problem trat danach nicht mehr auf. Wer weiß.
Die Abfertigung aller drei Fahrzeuge an der Grenze war rasch und reibungslos, dank der detaillierten Dokumente-Vorbereitung durch die Dead Lawyers Society in Kyiv und Michael’s zuverlässiger Verwaltung. Wir waren am frühen Nachmittag in Lviv. Auf der Strecke dorthin fiel uns auf, wie sehr der Straßenbelag unter der kalten und feuchten Witterung im Dezember und Anfang Januar gelitten hatte. Überal mussten wir Schlaglöchern ausweichen. In Lviv konnten wir alle drei Fahrzeuge, mit etwas Mühe, in die vorgegebenen Parkplätze an unserem Hotel hineinbugsieren.
Dann hatten wir Zeit, ein wenig die Altstadt zu genießen. Betsy und Malte waren noch nie in Lviv, und es gab eine Menge zu entdecken und zu erleben. Wir besichtigten die armenische Kirche, und Michael Roth spendierte Kerzen für uns, die wir im Gedenken für Familienmitglieder und Freunde anzündeten. Michael S. kam mit dem armenischen Dekan ins Gespräch, der uns anbot, uns ein wenig durch die Kirche zu führen. Es war beeindruckend. Er erklärte uns z.B. die verschiedenen Bauabschnitte und Stile, umd konnte auch zu den Wandgemälden Details schildern, die uns sonst entgangen wären. Vor allem die Erläuterung eines Bildes der 7 Sinne blieb in Erinnerung. Unser Guide bot uns nach der Führung an, “ein bisschen für uns zu singen”. Wir nahmen das natürlich an. Er füllte die Kirche mit seiner wunderbaren Stimme. Unerwartet. Unfassbar. Unwirklich und wundervoll. Ergreifend. Zum Schluss bot er an, uns in die Gebete der Gemeinde einzuschließen. Jeder von uns nannte ihm einen Namen. Was für ein lieber Mensch. Wir besichtigten auch die ehemalige Jesuitenkirche, die jetzt als Garnisonskirche genutzt wird. Eine Wand des Kirchenschiffs ist dem Gedenken an gefallene Soldaten gewidmet.
Ein Besuch in der Cheese Bakery und der Schokoladenmanufaktur rundeten den Nachmittag ab. In Cafés und Restaurants werden – wie bspw. auch an Tankstellen – für die Armee Spenden gesammelt. Wir entdeckten auch ein eher drastisches Schild mit einem Zitat aus der ukrainischen Nationalhymne (siehe unten auf der Collage):
Abends trafen wir uns mit Anton, dem SAP Kollegen, und seiner Familie, sowie unserem alten Bekannten Mykola von EspresoTV. Wir freuten uns, dass Malte seinen Freund Orest in Lviv treffen und dazu einladen konnte.
Dienstag: Fahrt nach Kyiv
Am Dienstagmorgen brachen wir in Richtung Kyiv auf und kamen nach einer ereignislosen Fahrt dort nachmittags an. Mariia und Ruslan von der Dead Lawyers Society halfen uns beim Ausladen und Verstauen der vielen Materials. Wir füllten eine Abstellkammer und einen Meetingraum vollständig mit den mitgebrachten Geräten, Kartons und Säcken.
Abends brachte Annette Michael Roth zum Zug und Malte zu der Familie, die ihn eingeladen hatte, bei ihnen zu übernachten. Michael S. und Betsy fuhren vor zu unserer Unterkunft. Diesmal waren wir nicht – wie sonst – in der Basseina Street, sondern, auf Einladung von Oleksiy Makukhin, dem Direktor der Babyn Yar Gedenkstätte, in deren Museumsappartment. Eine Wohnung, die im Stil der 1930/40er Jahre eingerichtet war (mit Klavier und Bibliothek), mitten in Kyiv. Oleksiy Makukhin hatten wir auf Vermittlung von Malte schon zusammen mit seiner geflüchteten Frau in Deutschland getroffen. Wir sind Malte sehr dankbar für diesen außergewöhnlichen Kontakt. Das sowjetische Mahnmal für Babyn Yar hatten wir im Mai letzten Jahres besichtigt.
Der Tag endete mit einem sehr leckeren Essen mit Mariia, Nadia, Ruslan und Sasha im “Supra Neo-bistro”, zu dem uns Anna Mikulitskaya, die MD von SAP Ukraine, eingeladen hatte. Es gab viel zu erzählen. Anna musste früher nach Hause aufbrechen, um dem Taxifahrer zu ermöglichen, vor der Sperrstunde wieder zu Hause in Kyiv zu sein.
Mittwoch in Kyiv
Am Mittwochmorgen war eigentlich ein schneller Werkstatttermin für die Bremsen des Pajero geplant, es kam jedoch anders. Um kurz vor 06:00 Uhr ging der Air Raid Alarm los. Zunächst gingen wir – der 2 Wände Regel folgend – in den Appartmentflur. Als jedoch Raketen in Richtung Kyiv angekündigt wurden und Freund Serhiy uns bat, in einen “richtigen” Shelter zu gehen, packten wir unsere sieben Sachen und verzogen uns in die Tiefgarage des benachbarten Hotels Interconti. Ein Luxus-Shelter. Stühle, Tische, Betten, Bean Bags, Wasser, Tee und Kaffee – und man hätte auch Frühstück auf Bestellung bekommen…. Wir kamen mit anderen Helfern ins Gespräch, die der Ukraine bei Infrastruktur-Sicherheit und Resilienz helfen. Wir waren froh, die doch lange Zeit so komfortabel verbringen zu können und blieben bis zur offiziellen Entwarnung. Malte war mit seiner Gastgeber-Familie in dem Untergeschoss des Appartmenthauses. Dort entschloss man sich, bereits nach der inoffiziellen Auflösung des Alarms wieder nach oben in die Wohnung zu gehen. Der eigentliche Raketeneinschlag in einem Wohngebäude im Süden Kyivs folgte jedoch erst kurz darauf. Malte berichtete, dass er die Detonation trotz mehrere Kilometer Entfernung noch in der Wohnung hören und spüren konnte.
Nach dem offiziellen Ende des Alarms konnten wir den nächsten Auftrag erledigen. Uns war im Herbst eine Drohne gespendet worden. Wir brachten sie zu Nova Poshta und schickten sie im Auftrag von Anton nach Kharkiv. Dort wird sie zu zivilen Zwecken verwendet werden. Anschließend trafen wir Nadia im Café “honey” und übergaben ihr die Fahrzeug Dokumente. Dort konnte man Panzersperren aus Schokolade kaufen. Sie waren mit dem Spruch beklebt: “Igel – gegen die Angst. Beschützt Stimmung und Gelassenheit”. Das ist ukrainischer Humor.
Das Mittagessen hatte Malte mit Frau Kateryna Yushchenko, der Gattin des ehemaligen Präsidenten im “Hlek” organisiert. Eine engagierte, sehr beeindruckende Frau. Man sollte sie eigentlich nicht als “Frau von…” vorstellen. Sie organisiert so viel, sie hilft so viel. Großartig. Bewundernswert. Oleksiy Makukhin stieß dazu, und später kamen ihre Tochter und deren Freund spontan vorbei.
Nachmittags verbrachten wir in der Gedenkstätte von Babyn Yar. Oleksiy Makukhin gab uns eine ausführliche Führung durch das Gelände und zu den einzelnen künstlerischen Installationen. Sehr bewegend und wert, dass wir darüber einen eigenen Post schreiben.
Abends hatten wir ein Essen im Restaurant Musafir organisiert. Malte hatte Menschen aus Kyiv eingeladen, die er im wesentlichen online getroffen hatte, und Mariia (und kurz auch Ruslan) kamen vorbei. Es war ein wundervoller gemeinsamer Abend. Nicht zu lang, weil wir planten, am nächsten Morgen früh mit Serhiy Richtung Dnipro aufzubrechen.
Donnerstag: Fahrt nach Dnipro und Übergabe
Und wir hatten Glück, die Nacht war ruhig. Um 05:20 Uhr am Donnerstag waren wir abfahrbereit. Die Route führte uns über Borispyl Richtung Poltawa. Nach einer ersten Rast an einer Tankstelle hatten wir später ein wunderbares zweites Frühstück bei der Raststätte “U Sester”, bevor wir nach Süden Richtung Dnipro abbogen. Vielleicht ein Satz zur Straßensituation: Generell waren die Straßen, vor allem die Autobahnen in der Ukraine gut, aber uns fielen sowohl auf dem Weg von der Grenze nach Lviv als auch auf dem Stück nach Dnipro viele, viele Schlaglöcher im Asphalt auf. Witterungsbedingt, und normal in dieser Jahreszeit, sagte uns Anton in Lviv. Manchmal dauert es wohl bis in den Mai, bis alle Schäden repariert sind.
Unterwegs filmte uns Serhiy beim Fahren. Er war in seinem Auto unterwegs und editierte die Filmchen, unterlegte sie mit Musik und lud sie hoch in seine Facebook Story. Alles beim Fahren. Am frühen Nachmittag waren wir am vereinbarten Treffpunkt in Dnipro. Wir wurden von einem Presseteam von Suspilne erwartet. Sie machten Aufnahmen von der Übergabe an die beiden Einheiten und interviewten Michael und Betsy. Die Reportage ist inzwischen auf Youtube online verfügbar. Die Übergabe war emotional. Beide Einheiten waren extrem froh, die Fahrzeuge zu erhalten.
Serhiy’s Bruder war auch wieder dabei. Vertreter seiner Einheit der 79. Luftlandebrigade kamen mit dem VW Bus, den wir ihnen im Oktober in Kharkiv übergeben hatten. Kerzen und Kekse, USA Flaggen und deutsch-ukrainische Klettpatches wurden auch freudig entgegen genommen. Der Pickup wurde einer Einheit der Iryna Zemlyana, eine ukrainische Aktivistin, die für das eine Fahrzeug Geld gesammelt hatte, erfuhr online von der erfolgreichen Übergabe und war sehr ergriffen.
Serhiy fuhr uns anschließend noch nach Dnipro in die Stadt und zeigte uns erneut das Wohngebäude am Flussufer, das vor einem Jahr von einer russischen Rakete getroffen und zerstört wurde, mit 46 Toten. Wir hatten es bei unserer ersten Fahrt nach Dnipro im Juni letzten Jahres gesehen und darüber berichtet. Inzwischen ist allerdings ein großer Bauzaun aufgestellt, man konnte Bagger und andere Baumaschinen dahinter sehen. Das Gebäude wird jetzt rekonstruiert. Gegenüber ist in einer Bushaltestelle eine Gedenkstätte für die Opfer entstanden.
Rückfahrt und Ankunft in Kraków
Wir verstauten mit viel freundlicher Hilfe des Bahnhofpersonals unser Gepäck in Schließfächern und verbrachten noch einige Zeit in Dnipro, liefen durch die Straßen und kauften Reiseproviant in verschiedenen Bäckereien. Vielleicht noch ein Satz zum Wetter: Wir hatten fast nur Regen, die ganze Woche. Auch an dem Abend in Dnipro. Also suchten wir vorübergehend Zuflucht in einem Café mit dem Namen “Little Mariupol”. Unser Zug ging um kurz vor 23:00 Uhr. Wir hatten ein Viererabteil für uns und vor dem Schlafen viel Spaß, mit Witzen und Geschichten – ein bisschen wie auf einer Klassenfahrt, vielleicht, weil der ganze Stress hinter uns lag. Die Nacht war ruhig, lang und erholsam.
Die Grenzkontrollen, sowohl im Zug als auch auf der polnischen Seite in Przemyśl waren unproblematisch. Wir hatten am Freitag in Przemyśl noch die Gelegenheit, in unserem Lieblingscafé einzukehren, bevor wir in unseren Zug nach Kraków einstiegen. Dort teilten wir das Abteil mit einem sehr freundlichem älteren Paar aus der Westukraine, die vor 24 Jahren ihrerseits eine Hilfsorganisation gründeten, um arme Leute in der Ukraine z.B. mit Suppenküchen zu unterstützen. Inzwischen haben sie ihr Modell erweitert und importieren auch gebrauchte Fahrzeuge für die ukrainische Armee. Gute Menschen trifft man oft, wenn man gar nicht nach ihnen sucht.
In Kraków nahmen wir uns ein Uber, um zu dem von Michael reservierten Air-B-n-B zu fahren. Dort erwartete uns erst eine Herausforderung wie in einem Escape Room, nur umgekehrt: Die Online-Anleitung, wie man in die Wohnung gelangen konnte, enthielt mehrere Schritte, vom Auffinden des richtigen Gebäudeeingangs, über das Eingeben des Codes dort, über das richtige Stockwerk, bis hin zur passenden Appartment-Tür und dem Code für den Schlüssel-Safe daneben. Surprise: Wir gaben den Code ein, und der Safe war leer. Wenn man gerade 24h in Zügen quer durch die Ukraine und dann in Polen unterwegs gewesen ist, findet man das nicht mehr lustig. Wir klingelten und es öffnete ein Ehepaar mit Kindern, das ihrerseits erklärte, sie hätten die Wohnung gemietet. Um es kurz zu machen: Der Versuch der Klärung mit dem Vermieter und dem von ihm entsandten Helfer vor Ort brauchte eine knappe Stunde und verlief im Ergebnis erfolglos. Wir hatten jedoch Glück im Unglück: Michael organisierte uns auf die Schnelle vier Zimmer in dem schönen, komfortablen Hotel, in dem Michael und Annette auch nach dem Transport im Dezember noch Zimmer gefunden hatten.
Am nächsten Morgen brachte Michael Betsy zum Zug nach Berlin, dann hatten Malte, Michael und Annette noch etwas Zeit in Kraków. Wir sahen u.a. das Katyn-Denkmal und die Statue von Jan Karsky, und besichtigten schließlich in Kazimierz die Alte Synagoge. Dies ist das älteste erhaltene Synagogen-Gebäude in Polen und wird heute als Museum genutzt.
Schließlich ging unser Flug um kurz nach 18:00 Uhr zurück nach Frankfurt, und Yuriy holte uns mit seinem Auto ab. Vielen Dank an Yuriy!!!
Die nächste Fahrt ist schon in Planung.
Ich würde gern bei Euch mitmachen. Mit meinem Mitsubishi Space Gear war ich zuletzt am 2.3.2022 in der Ukraine. Allerdings über Kraków – Košice – Satu Mate. Die polnischen Grenzübergänge waren überlaufen… Hingefahren, Leute vom ukrainisch-rumänischen Grenzübergang abgeholt und sofort wieder zurück.
Vorher war ich mehrere Male in der Ukraine bis zur Krim und in Russland bis nach Moskau und Lipezk mit dem eigenen Auto unterwegs. 2004 bis 2014.
Auf dem Hinweg könnte ich viel Zeug wegschleppen und auf den Rückweg 6 Personen mitnehmen.
Danke für diesen Bericht. Danke für Ihren Einsatz. Ich bin tief beeindruckt.
Herzliche Grüße aus Nürnberg!
Vielen Dank für Ihre freundlichen Worte und liebe Grüße aus dem frühlingshaften Rheintal!
Danke für Euren Bericht. Danke für Euren Einsatz. Weiter so!
Herzliche Grüße aus Dossenheim
Hansi